Vorwort
Wieder einmal ging ein Jahr vorüber, und wir befinden
uns im Jahr 2021 – nach einem sehr chaotischen Jahr geht es weiter.
Dieses Jahr hat uns allen eine Menge
abverlangt – doch Gott hat uns hindurchgetragen.
Für mich persönlich bot die Zeit, die ich
gewonnen habe, die Gelegenheit, einige neue Bücher zu erstellen. Gleichzeitig
überarbeite ich viele der alten Bücher, sei es, um Fehler zu beheben oder neue
Inhalte hinzuzufügen.
Vielleicht hat aber auch der eine oder die
andere Lust, mitzumachen und neue Bücher zu erstellen – sprecht mich einfach
an.
Euch allen wünsche ich Gottes reichen Segen
und dass Ihr für Euch interessante Texte hier findet. Für Anregungen bin ich
immer dankbar.
Gruß & Segen,
Andreas
Binde, Fritz
- Werdet nicht der Menschen Knechte!
Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der
Menschen Knechte!
1. Kor. 7,23.
Zweimal schreibt der Apostel Paulus den Korinthern: „Ihr seid
teuer erkauft!“ Wie Sklaven, die ihr Herr um einen Preis gekauft hat, werden
die Gläubigen an das ausschließliche Eigentumsrecht erinnert, das Gott in
Christus Jesus über sie gewonnen hat und geltend macht. An den ersten
diesbezüglichen Hinweis (1. Kor. 6,20) knüpft der Apostel die Aufforderung:
„Darum preiset Gott an eurem Leibe!“ und bringt damit zum Ausdruck: Ihr gehört
mit Leib, Seele und Geist nicht mehr euch selbst, sondern eurem himmlischen
Herrn! Die zweitgenannte Warnung aber will sagen: Ihr gehört auch nicht den
Menschen!
Es ist allezeit gar sehr nötig, diese Warnung neu zu beachten.
Denn das Glaubensschifflein strandet immer an zwei Klippen: herrschender
Eigenwille heißt die eine, knechtender Fremdwille die andere. Die einen
verführen sich selbst durch ihren blinden Eigensinn, die anderen werden
verführt durch den blendenden Herrschersinn anderer Menschen. Meist wohnen
sogar beide Gefahren in einem und demselben Menschen. Laßt uns daher der
bedeutsamen Warnung des Apostels ein williges Ohr leihen!
Wie beschämend ist es da zunächst, daß Gottes Wort die
Menschen vor den Menschen warnen muß! Ja, die Menschheit ist ein gefährliches
Geschlecht geworden, wer sich vor diesem Geschlechte nicht in acht nimmt, wird
von ihm mit ins Verderben hinabgezogen. In unserem selbstsüchtigen Eigenwillen
haben wir den allernächsten Feind gegen Gott, und im allgemeinen
selbstsüchtigen Menschenwillen haben wir denselben Feind millionenfach um uns.
Dem Worte Gottes im Glauben recht geben, heißt deshalb in den Protest gegen uns
selbst und alles Menschliche eintreten. Eine tatsächlich buchstäblich
außerordentliche Stellungnahme!
Es war und blieb die Stellungnahme Jesu unter den
Menschenkindern. Nie leitete ihn Eigenwille, nie knechtete ihn der Menschen
Wille. Ganz gebunden an Seinen Vater in den Himmeln, ging Er beinahe losgelöst
von jeder menschlichen Beeinflussung. Bedeutete es nicht geradezu die
Beiseitesetzung der natürlichen menschlichen Blutsbande und nahezu die
grundsätzliche Loslösung von der Familie, als Er Seine Mutter mitsamt seinen
ihn suchenden, draußen stehenden Brüdern mit der Frage abwies: „Wer ist meine
Mutter, und wer sind meine Brüder!“ und die Hand über Seine Jünger
ausstreckend: „Siehe, meine Mutter und meine Brüder…!“ (Matth. 12,46 bis 50).
Welche, man möchte beinahe sagen, rücksichtslose Abweisung berechtigter
menschlicher Ansprüche, wenn sie irgend einen göttlichen Anspruch störten!
Desgleichen die Antwort an jenen, der sich freiwillig zur Nachfolge stellte,
aber zuvor seinen Vater begraben wollte: „Laß die Toten ihre Toten begraben…!“
(Matth. 8,22). Und welcher ärgerniserregende Abbruch aller menschlichen Beziehungen
zu Nazareth, Seiner Vaterstadt, in strikter Erfüllung des himmlischen
Vaterwillens! (Luk. 4,14-30). Und wie muß das Menschliche des „reichen
Jünglings“ verletzt gewesen sein, als er betrübt von Jesus hinweg ging! (Matth.
19,16-22). Wie anders hätte ein „Seelsorger“ von heute diesen ansprechenden,
einflußreichen jungen Mann behandelt! Und was brachte die Pharisäer in
tödlichen Haß? Daß Jesus ihre religiösen Satzungen und ihr frommes Gebaren als
Menschenmache entlarvte und verwarf (Matth. 2,3). Wie zwingend legte Er ihnen
den Unterschied zwischen Göttlichem und nur Menschlichem vor, als Er sie
fragte: „Die Taufe des Johannes, woher war sie? Vom Himmel oder von Menschen?
(Matth. 21,25). Wahrlich, der Herr hat das Nur-Menschliche, wo es sich dem
Göttlichen neben- oder überordnen wollte, mit rücksichtsloser Vollmacht in die
niederen Schranken zurückgewiesen. Da Er nun so außerordentlich widersprechend
auftrat, mußte Er notwendig selber zu einem Zeichen werden, dem widersprochen
ward (Luk. 2,34). „Wir wissen, daß du nicht das Ansehen der Menschen achtest“,
bekannten die Pharisäer heuchlerisch vor Ihm (Matth. 22,16). Und doch brachten
sie Ihn gerade Seiner unerhörten Unabhängigkeit von Menschen wegen unter der
Begründung: „Was machst du aus dir selbst!“ (Joh. 8,53) aus Neid ans Kreuz.
Verletzter Pharisäerdünkel war die äußere, die menschliche Ursache Seiner
Hinrichtung. Ohne sich vor Herodes, Seinem gottlosen Landesvater, den Er einmal
„Fuchs“ genannt (Luk. 13,32) und vor Pilatus, dem machtstolzen Menschenknecht,
gebeugt zu haben, befahl der Außerordentliche freiwillig, wie Er sich gefangen
gegeben, auch freiwillig Seinen Geist in Seines Vaters Hände. Der unmittelbar
mit Gott Lebende konnte nur mittelbar durch Menschen sterben. Zuvor aber hatte
Er dem Petrus, der Ihm den Kreuzesweg versperren wollte, die Antwort gegeben:
„Gehe hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgerniß; denn du meinst nicht, was
göttlich, sondern was menschlich ist!“ (Matth. 16,23).
So hat Jesus, der auserwählte Knecht Jehovas (Jes. 42,13;
Matth. 12,18-21), in Seiner unantastbaren Niedrigkeit und Hoheit uns auch ein
Beispiel gelassen, was es heißt, nicht durch Eigenwillen herrschen wollen und
sich nicht durch Menschenwillen beherrschen lassen wollen. Als das Abbild des
unsichtbaren Gottes und Urbild wahrer Menschlichkeit erschien der Gottessohn
als der verkörperte Protest gegen die gesamte Menschenart und gegen jeden
menschlichen Anspruch, der dem Anspruch Gottes an uns widerstreitet.
Wie hat doch Paulus, der auserwählte Knecht Jesu Christi, dies
Beispiel seines Herrn so trefflich befolgt. Vor seiner Bekehrung ein Knecht des
Eigen- und Menschenwillens, hielt er die Kleider derer, die Stephanus
steinigten, und war gerade im Dienste der Feinde JEsu mit Haftbefehlen auf dem
Wege nach Damaskus, als er die Befreiung von jeder Menschenknechtschaft
erlebte. Gerade ihm bedeutete die Erkenntnis Gottes und Christi die aus Gnaden
erlangte Fähigkeit, zwischen Göttlichem und Menschlichem klar zu unterscheiden.
Diese Unterscheidung ordnet fortan all seinen Denken und Tun. Er steht im
steten Protest gegen sich und alles verwirrende Menschliche, vor dem er
vorausschauend mit unerbittlichen Worten warnt. Zu tief durch die göttlichen
Gnadenwirkungen in sich und anderen erfahren, hat er die Ertragfähigkeit der
alten Menschennatur als auf Null stehend bezeichnen müssen: nichts Gutes! (Röm.
7,18). Diese Erfahrung scheidet ihn von allem Fleisch. Nie kann er sich wieder
an sich oder an Menschen verlieren. Er sieht sich samt Menschen und Welt im
Zeichen des Kreuzes, und die Welt soll ihn so sehen (Gal. 6,14). Wie sehr
bleibt er sich des Gegensatzes zwischen den Wirkungen seines eigenen Wesens und
Wirkungen des Geistes Christi in sich bewußt! (Ap.-Gesch. 16,6.7; 1. Kor. 9,27;
2. Kor. 12,7). Wie gründlich sagte er der Menschenweisheit (1. Kor. 2,4.13),
den Menschensatzungen (Kol. 2,20; Gal. 5,1), dem Herrschenwollen über Menschen
(1. Kor. 1,13; 2. Kor. 1,24) und dem Beherrschtwerden durch Menschen (1. Kor.
9,1; Gal. 2,4.5.6.11) ab! Zweifellos Paulus war entronnen der Herrschaft des
Eigenwillens und der Herrschaft des Menschenwillens. So allein vermochte er
seiner hohen, himmlischen Berufung und Erwählung treu zu bleiben. Und so allein
war er frei, ein Knecht Christi unter Menschen zu sein.
Beides gilt auch uns. Wir dürfen nicht Knechte der Menschen
bleiben oder werden,
·
erstens, damit wir nicht unserer
persönlichen, himmlischen Berufung untreu werden,
·
zweitens, damit wir Christi
Knechte auf Erden zu sein vermögen.
Das Erste ist die Voraussetzung für das Zweite; denn von der
rechten Erkenntnis unserer Erwählung und Berufung und deren Gefährdung durch
Menschenknechtschaft hängt unser rechter Dienst für Christus ab. Es gibt,
soweit ich sehe,
drei Kreise göttlicher Erwählung und Berufung.
·
erstens einen weitesten Kreis der
allgemeinen Erwählung und Berufung der Menschen zur Errettung aus der Sünde und
vor dem kommenden Zorn Gottes in den Gerichten über die Sünder;
·
zweitens einen engeren Kreis der
besonderen Erwählung und Berufung der Menschen nach Zeitaltern, Völkern und
Volkszugehörigkeit, innerhalb deren Gott nach Seinem Heilsplane die Errettung
der Menschen vollzieht. Daß wir nicht vor dreitausend Jahren, sondern jetzt,
und nicht in Zentral-Afrika, sondern hier leben, entspricht diesem zweiten
Kreis göttlicher Erwählung;
·
drittens einen allerengsten Kreis
der persönlichen Erwählung und Berufung, der eigentlich immer nur ein Punkt
ist, nämlich ein menschliches Eigenleben bedeutet. Daß ich bin, wer ich bin,
ist ureinzig; und daß ich als solcher von Gott innerhalb der beiden ersten
Kreise erwählt und berufen bin, ist ebenso ureinzig. Was will das aber besagen!
Eben davon laßt uns hören.
Es bedeutet für eine gläubige Seele: Kind Gottes, werde das,
wofür du, gerade du, erschaffen, erwählt und berufen bist! Hat dein Leben eine
ureinzigartige Bedeutung, dann hat es auch einen ureinzigartigen Wert, der in
deiner ureinzigartigen Bestimmung liegt. Diese deine Bestimmung sollst du um
jeden Preis erkennen und erreichen. Zu nichts gehört eine feinere, zartere,
sorgsame, geistlichere Aufmerksamkeit, als dazu, die Linie in deinem Leben
herauszufinden, die Gott vor Grundlegung der Welt für dich abgemessen und
abgezirkelt hat, daß sie deine Lebenslinie werde. Mit Furcht und Zittern dein
Seelenheil schaffen, heißt da nichts geringeres als: Herr, laß mich dir in
keiner Weise entgleiten! Laß mich ganz werden, wozu ich geboren und
wiedergeboren, erwählt und berufen bin! Welch ein verantwortungsreiches,
wachsames Glaubensleben bringt das! Es ist das Ende aller Ich- und
Menschenherrschaft. Es ist der Weg durch Selbstverneinung zur Selbstgewinnung.
Blog: Der untere Teil in gelb fehlt, und das konnte ich nur zufällig feststellen, da ich das Büchlein in gedruckter Form besitze und es benutze um die Übersetzung auf Port-Br zu korrigieren, statt das PDF zu folgen, bzw. der Word.doc. Ich werde Andreas berichten - aber bis dahin, sei es notiert.
Manche meinen,
Selbstverneigung sei Selbstvernichtung. Das ist unvernünftig und unbiblisch.
Wir haben nichts kostbares als unseres Selbst. Aus diesem Selbst soll ein
Ewigkeitswert für Gott werden. Eben dazu muss alles Gottfeindliche in uns
verneint und ausgeschieden werden. Das Gottfeindlichste in uns ist aber unsere
vermeintliche Selbstständigkeit als Ichherrschaft wider Gottes und Menschen. Selbstverneinung
ist nur die Verneinung unserer Selbstständigkeit als Selbstherrlichkeit.
Was ich in einer früheren Bibelstunde sagte, sei wiederholt: die
Selbstverneinung schliesst nicht das Selbstbewusstsein aus, sondern schliesst
es in aller höchsten Masse ein. Man muss ein Selbst haben, um ein Selbst geben
zu können. Jesus hatte das grösste Selbstbewusstsein, und, infolgedessen,
das Vermögen zur grössten Selbsthingabe als Preisgabe jeder Selbstherrlichkeit.
Und je mehr auch wir die eigenwillige, eigenmächtige Selbstherrlichkeit unseres
persönlichen Lebens preisgeben, desto gottgewollter, gottesmächtiger und
gottesherrlicher werden wir gerade unser persönliches Leben gewinnen (Math.
16,25).
Dieser
Erkenntnis schliesst aber auch die andere Seite in sich ein, nämlich:
Durch
Selbstbehauptung zur Selbstgewinnung.
Hier handelt es sich um unsere Stellung den Menschen
gegenüber. Gott will nie unser persönliches Selbst auslöschen, aber die
Menschen trachten beinahe durchweg danach. In dem Maße als die Menschen
eigenmächtig und selbstherrlich Gott gegenüber bleiben, treten sie auch
eigenmächtig und selbstherrlich ihren Mitmenschen gegenüber auf. Je weniger sie
sich Gott in Christus beherrschen lassen wollen, desto mehr werden sie ihre
Mitmenschen zu beherrschen suchen. Eben da heißt es: Werdet nicht der Menschen
Knechte um eures von Gott geprägten, ureinzigen selbst willen, in dem euch Gott
erwählt und berufen hat! Laßt dieses Selbst nicht durch der Menschen
herrschlüsterne Ansprüche verwirrt, verwüstet und seiner göttlichen Bestimmung
entzogen werden! Ihr gehört Gott in Christus an, behauptet euch gegen die
Herrschsucht selbstherrlicher Menschen! Sieh aber bei der Befolgung dieser
Mahnung ja gut zu, daß du nicht etwa nur deine eigene eigenwillige
Selbstherrlichkeit gegenüber der Selbstherrlichkeit anderer zu behaupten suchst,
wie es so nahe liegt und leider so vielfach geschieht! Mancher trotzt: Werdet
nicht der Menschen Knechte! und ist doch nichts anderes als ein trotziger
Ichknecht.
Denn es herrscht ebenso sehr Mangel an gottgewolltem
Selbstbewußtsein unter den Gläubigen wie andererseits Überfluß an eigenwilligem
Selbstbewußtsein. Auf der einen Seite billige fromme Dutzendware, immer unreif,
immer ungeistliche, ungeübt und urteilslos, immer nur unpersönliche Mitläufer
und Anhänger, die nie zu sich selber aufgewacht sind, nie eine Sonderprägung
Christi werden konnten, die weniger als Schwache im Glauben sind, sondern
Verkrüppelte im Glauben durch eigene Trägheit in der Erkenntnis Christi und
ihrer hohen göttlichen Berufung. Sind sie nicht immer Knechte der Menschen?
Denn auf der anderen Seite wieviele biblisch äußerlich wohlgeschulte,
selbstbewußte Ichlinge, die glückselig sind, wenn sie nur irgendwo und
irgendwie sich geltend machen, ein Röllchen spielen, in Selbstklugheit lehren
und Selbstherrlichkeit regieren können. Immer sind sie überlegen, immer
selbstweise, selbstgerechte Kritiker der anderen, und reden in Hochmut fließend
von der Demut und vom ganz nahen Kommen des Herrn. Sie sind es, die uns
weismachen möchten, ihr armseliges Menschliche sei bereits das Göttliche und
ihre Sorte Christentum die einzig zukunftsfähige auf Erden und im Himmel. Und
zwischen beiden Lagern wie wenige in Christus von sich und Menschen
freigewordene Seelen, die nicht mehr in selbstischer Anmaßung sich über andere
erheben, aber auch nicht mehr von der Anmaßung anderer sich bedrücken lassen
wollen. O wie erquicken sie doch, wenn man ihnen durch Gottes Gnade begegnet,
diese wahrhaft freien, wahrhaft vornehmen Seelen, in deren Gegenwart man
vertrauen darf, weil man es ihnen anmerkt, daß sie ohne selbstische Absicht
denken, reden und handeln, die gerade, weil sie nicht herrschen wollen, umso
gewisser durch Christus im Glauben herrschen (Röm. 5,17), und gerade, weil sie
sich nicht menschlich beherrschen lassen wollen, umso freiwilliger und
wahrhaftiger in dienender Demut gehen. Wir wollen uns doch sehr ernstlich
fragen, ob wir zu diesen erquickenden Menschen, diesen allein echten Söhnen des
Friedens, gehören; denn der Ichmensch sinnt immer auf Krieg.
Betrachten wir nun praktisch die Gefährdung unserer hohen
Erwählung und Berufung durch die üblichen Formen der Menschenknechtschaft.
Da ist an erster Stelle die allgemeine Menschenfurcht zu
nennen. Wie bezeichnend für den gefallenen Menschen, daß er seine Mitgeschöpfe
mehr fürchtet als seinen Schöpfer! Die nie vor Gott gezittert, zittern vor
vergänglichen Menschen! Von diesen glauben sie sich abhängig, aber von Gott
unabhängig! So suchen sie statt der Gotteshilfe die Menschenhilfe, und lieben
die Ehre bei Menschen mehr als die Ehre bei Gott (Joh. 12,43). Wieviele
Erweckte kommen nicht zur vollen Bekehrung wegen dieser elenden Menschenfurcht!
Statt glückselige Knechte Christi zu werden, bleiben sie erbärmliche
Menschenknechte. Und die Männer erweisen sich hier feiger als die Frauen. Es
ist gewiß, daß Christus mehr aus feiger, blasser Menschenfurcht als um grober,
roher Sündenliebe verleugnet wird.
Im scheinbaren Gegensatz zur blassen Menschenfurcht steht die
bunte Menschenvergötterung. Und doch ist auch sie nur eine Abart der
Menschenfurcht; denn auch sie entstammt der törichten Überschätzung der
Menschennatur. Die Ehrfurcht und hingebende Liebe, die zuallererst Gott
zukommt, wird dem Geschöpf, dem „Abgott“, dargebracht. In dieser abgöttischen
Kreaturenliebe stehen auch noch viele Gläubige. Ihr Fleisch begehrt noch das
Fleisch; ihre ungestillte Seele verliert sich noch an die andere Seele. Man liegt
gebunden und versklavt in erlaubten und unerlaubten, offenbaren und geheimen
Neigungen, die es einem unmöglich machen, Jesus nachzufolgen, Erwählung und
Berufung fest zu machen und Christi Knecht zu werden. – Zu dieser Form der
Menschenknechtschaft gehört auch die fromme Abgötterei. Knechte und Mägde
Gottes sind ihr Gegenstand. Aus Dankbarkeit ihnen gegenüber wird Verhimmelung,
aus Verehrung Vergötterung. Blindlings hängt man unzulänglichen Staubgeborenen
an, deren Bild je länger desto mehr das Bild Christi verdrängt, und schwört auf
sie, bis man durch Entdeckung ihrer sogenannten Schattenseiten allmählich oder
plötzlich enttäuscht wird. Aber welches Unheil birgt solche
Menschenknechtschaft ins ich! – Eine besondere Form dieser Knechtschaft ist
sodann die leidige Nachahmungssucht gegenüber dem vergötterten Vorbilde. Man
möchte nur noch werden wir der Abgott ist. So ahmt man ihn nach in Sprache,
Kleidung, Haltung, Gebärden, Schrift und Dienst, und setzt sich in solcher
albernen Menschenknechtschaft ein ganz falsches Ziel, das uns nicht werden
läßt, was wir nach Gottes Willen werden sollen. So gesegnet das Studium edler
Vorbilder ist, so fluchvoll kann das sklavische Hängenbleiben an ihnen werden.
Für wieviele gibt es nur einen annehmbaren Gottesknecht, nur eine vorbildliche
Magd des Herrn, und alles andere ist in ihren Augen und in ihrem Munde nichts.
Da sie sich so für die wahrhaft Freien halten, sind sie zu bedauerlichen
Knechten der Menschenvergötterung geworden. Sie können wohl der Abdruck ihres
Abgottes werden, aber niemals ihre eigene persönliche Bestimmung erreichen.
Dieser massenhaft betriebenen, abgöttisch-knechtenden
Verehrungssucht steht gegenüber die knechtende Herrschsucht zahlloser
Einzelner. Diese Art geht planmäßig darauf aus, sich Menschen überzuordnen, um
sie dem eigenen Willen gefügig zu machen. Es gibt eine göttliche Gnadengabe, in
der Arbeit für den Herrn gebietend und ordnend ein- und durchzugreifen (1. Kor.
12,28), indem Gott neben Aposteln usw. auch „Helfer“ und „Regierer“ in der
Gemeinde gesetzt hat, deren göttliche Gnadengabe zur Erfüllung ihrer göttlichen
Gnadenaufgabe dienen soll. Aber wehe, wenn diese Berufenen samt unzähligen
Unberufenen sich zum eigenwilligen Herrn in der Gemeinde aufwerfen! Und es
wimmelt von solchen fleischlichen Herrschernaturen, großen und kleinen Päpsten,
wie man sie nennt. Nicht alle sind von Natur aus herrschsüchtig gewesen. Viele
sind es erst geworden durch eben die sklavische Verehrungssucht ihrer Verehrer
und Verehrerinnen. Ihre Anhängerschaft hat sie auf den Thron gesetzt. Welch
unheilvolle Krönung! Nun kennen diese „Herren“ nur eines: Herrschen! Und es ist
furchtbar unheimlich, wahrzunehmen, wie sie dabei die geistliche Aufsicht über
sich selbst verloren haben, indem sie immer blinder ihren Eigenwillen mit
Gottes Willen verwechselten. Wehe dem, der nicht ihr Gepräge anerkennt und
annimmt! Sie können ihm nie verzeihen. Wehe dem, der bewußt oder unbewußt in
ihr Reich eindringt! Ihre geheime oder offene Rachsucht kennt da nur
Vernichtung. Und wieviele werden und bleiben solcher Menschen Knechte!
Unser Herr hat einst gesagt: „Ihr wisset, daß die Fürsten der
Völker sie unterjochen, und daß die Großen sie vergewaltigen; unter euch aber
soll es nicht also sein… (Matth. 20,25.26). Und Paulus schrieb damals: “Nicht
daß wir Herren seien über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer
Freude; denn ihr stehet im Glauben (2. Kor. 1,24). Die ganze Kirchengeschichte
ist eine einzige Sündengeschichte angesichts dieses Christus- und dieses
Apostelwortes; denn sie ist die Geschichte der weltförmigen Herrschsucht im
sogenannten Reiche Christi. Unterjochung und Vergewaltigung des Glaubenslebens
anderer durch herrschsüchtige Glaubensgenossen ist die schändlichste und
verderblichste aller Formen der Menschenknechtschaft. Früher wurde sie mehr im
Großen betrieben, jetzt wird sie nicht minder schädlich im Kleinen und
Einzelnen ausgeübt. Kleine Päpste legen allenthalben ihre Joche auf. Nur ihre
Meinung, Auslegung und Art darf gelten. Nur ihre Glaubensregel wird geduldet.
Alles andere wird von ihnen verdächtigt und verketzert. So weit ihr Einfluß
reicht, wird alles planmäßig ihrer allein giltigen Auffassung untertan gemacht
und fein oder grob innerlich vergewaltigt. Mit welchem Ergebnis? Starre, öde
Gedankenlosigkeit ringsum, platte oder ängstliche oder auch dummstolze
Nachschwatzerei des immer wieder Gehörten, unbrauchbare Stumpfheit oder
knechtselig funktionierende Dienstbarkeit oder aufgestachelte, angelehrte
Parteilichkeit, jedenfalls aber häßlich und bedauerlich verkrüppeltes
Seelenleben, verdorbene Entwicklungen, verfehlte Bestimmungen. Der Greuel
menschlicher Verwüstung an der heiligen Stätte eines Menschenherzens. Ich kenne
ganze Gemeinschaften, ja ganze Gemeinschaftsgebiete, die von solchen ichstarken
Herrschernaturen in geistliche Wüsteneien verwandelt worden sind. Sie sind
Knechte eines Menschen geworden.
Sehr oft aber erzeugt Druck Gegendruck, und dann kommt es in
solchen versklavten Herden zu Aufständen. Ein Gegenherrscher, den die eigene
Herrschlust und der Neid geschult, tritt auf und reißt die Gewonnenen mit sich
unter das Banner seiner Lehre und in den Bann seines Wesens. Wieder ein
Verderber im Weinberg mehr. So entsteht und blüht das knechtende Rotten- und
Sektenwesen. Für mich ist Sekte alles, was nicht Christus, das Haupt, festhält
im gemeinsamen Wachstum (Kol. 2,18-23), sondern sich selbst als Haupt gebärdet.
Da muß man sich dann unterscheiden durch Sonderlehren, Sondergebräuche,
Sonderheiligkeit, in denen man nach eigener Wahl einhergeht in Demut und
Geistlichkeit der Engel, in seinem aufgeblasenen fleischlichen Sinn, in
eigenwilligem Gottesdienst. Sektenwesen entsteht immer durch herrschsüchtigen
Eigenwillen und verführt zu herrschsüchtigem Eigenwillen; darum ist es
gleichbedeutend mit Menschenknechtschaft, möge es im Größten oder im Kleinsten
wirksam sein, möge es als breite Hierarchie (Priesterherrschaft) oder als
Konventikel (Winkelwesen) regieren. Wo Menschenwesen herrscht, herrscht
Sektenwesen.
Und da herrscht auch immer der knechtende religiöse Betrieb.
Er ist heute die gegenwärtigste Form der Menschenknechtschaft unter den
Gläubigen. Man hat dem Staate, den Machtkirchen, dem Sozialismus und
Industrialismus das Organisieren nachgeahmt und das Glaubensleben auf
menschlich gelegten Geleisen in Bewegung setzen wollen. Da sollte es nach
menschlicher Zahl und Zeit laufen. Da sollten die Erfolge äußerlich gemessen,
gezählt und gebucht werden wie die Geschäfts-Erfolge in einem Kontor oder die
statistischen Erhebungen im Amt. Dazu bedurfte es, genau wie in den weltlichen
Betrieben, der Arbeitsteilung und äußerlich geordneten Arbeitsleistung. Dies
führte aber, ungleich schädlicher als in weltlichen Betrieben, zur
abstumpfenden Arbeitseintönigkeit und zugleich zur aufreibenden Arbeitshetze.
Da blieb immer weniger Zeit und Raum für unmittelbare göttliche
Geisteswirkungen, die sich ja nicht nach der Uhr der Menschen richten. Und doch
sollte immer etwas geschehen, denn man wollte doch „Erfolge“ sehen. So trat denn
immer unheilvoller an Stelle des Wirkens Gottes das eigenmächtige Wirken der
Menschen, die menschliche „Mache“, die kulturell-religiöse „Leistung“, und
damit die elende Versklavung an den religiösen Betrieb, diese Geist, Seele und
Leib tötende Form der modernen Menschenknechtschaft. Wieviele arme Sklaven
zerarbeiten sich heute in ihrem Dienst“ Wieviele „Reichsgottesarbeiter“ sind
doch nur religiöse Tagelöhner, nämlich schauerlich arme Menschenknechte“ Nur
noch zwangsmäßige Abhängigkeit von Menschen, vorgesetzten Behörden, Komitees,
Vorständen usw. bewegt sie. Und diese Behörden, Komitees, Vorstände usw. selber
sind nichts anderes als meist überlastete, gehetzte Sklaven ihres Amtes und
Pöstchens, oder richtiger: ihrer vielen Ämter und Pöstchen, die sie nicht mehr
zu wahrhaft geistlichen Atemholen kommen lassen. Auf der anderen Seite aber
steht die gläubige Menge, die nun von Gottesdienst zu Gottesdienst, von
Versammlung zu Versammlung gehetzt wird, so viel hört, so wenig behält, noch
weniger lebt, so viel läuft und so wenig erjagt, so viel liest, so wenig weiß,
so herrliches ersehnt und so gewöhnliches aufweist! Was kann denn bei all
diesem geräuschvollen Betriebe anderes herauskommen als Selbstbetrug und Betrug
anderer, nämlich innere Leere = äußerer Wortschwall, innere Erschöpfung =
äußeres Heldenspiel, innerliche Überführung von Unwahrhaftigkeit = äußerliches
Streiten für die Wahrheit, Entartung der Persönlichkeit, Verlust am göttlichen
Selbst! Wohl denen, die im verödenden Dienste des religiösen Betriebes bereits
zu dieser notwendigen Einsicht gelangt sind! Und wehe denen, die vor lauter
Dienstrausch oder Predigtzauber den Fluch des knechtenden religiösen Betriebes,
der sie bannt, nicht einmal spüren! O Menschenknechtschaft, unsere hohe
Erwählung, ja gefährdende Menschenknechtschaft!
Eine böse Seite der menschlich-religiösen Betriebsherrschaft
unter Gläubigen ist die Titel- und Geldherrschaft. Es gibt doch keinen
ehrenderen Titel, als den Titel „Bruder“ und „Schwester im Herrn“; ich
wenigstens wünsche mir keinen höheren, und bedauere es allemal, wenn Kinder
Gottes mich statt „Bruder“ „Herr“ nennen. Ja, ich will lieber mißbräuchlich
„Bruder“ als gebräuchlich „Herr“ genannt werden. Wieviel weniger sollte doch
bei Christen „Herr“ statt „Bruder“ gelten! Aber es ist leider umgekehrt. Wer
irgendwie innerlich noch ein „Herr“ sein möchte, hört sich auch gerne äußerlich
so nennen. Darum ertragen viele den biblischen Titel „Bruder“ ebenso wenig
mehr, wie sie sonstige biblische Wahrheiten, die der Selbstherrlichkeit ans
Leben gehen, nicht ertragen mögen. Mir graut immer ein wenig vor jedem als
gläubig bezeichneten Menschen, den ich nicht freimütig „Bruder“ oder
„Schwester“ nennen kann. Da ist immer ein Bann von Menschenknechtschaft. Wie
sind wir da Sklaven einer so bezeichnenden Weltsitte geworden. Wo unterjocht
und vergewaltigt wird, da mag der Titel „Herr“ ein beliebter und doch ach, so
täuschender Klang sein, aber bei Kindern Gottes soll es nicht also sein; da
heißt nur Einer „Herr“; wir alle aber sind Brüder (Joh. 13,13; Matth. 23,7-11).
Wie aber, wenn man sich in gläubigen Kreisen gar nicht genug tun kann mit An-
und Aufführungen von Titeln, denen gegenüber der Titel „Herr“ beinahe eine
nackte Schande ist! Lest sie nur, die großartigen Unterschriften unter
großartigen Aufschriften, die prunkenden Rednerlisten und stolzen
Komiteeherrennamen! Lest sie nur, damit ihr sehen lernt, wie Gottes Volk auch
nach dieser Seite hin das Apostelwort nötig hat: „Werdet nicht der Menschen
Knechte!“ Und das gilt auch in Bezug auf die Geldherrschaft. Die Jakobus 2,1-9
bezeichnete Sünde geschieht unter uns alle Tage. Wo reiche Brüder infolge ihrer
Geldmacht in Gemeinde oder Gemeinschaft herrschen, sind andere Brüder
gewöhnlich so gut wie entmündigt. Was der Mann mit dem „güldenen Ring“ und
„herrlichem Kleide“ sagt, geschieht. Es ist aber andererseits sehr zu betonen,
daß es unter Gläubigen auch eine demokratische Herrschsucht gibt, die nichts
mit Christi Geist zu tun hat, sondern dem Zeitgeist entstammt, dessen Züge sie
trägt; denn sie pocht auf Menschenrechte, und ihre fleischlichen Waffen heißen:
Neid, Begehren nach Besitz, Macht und Genuß, Ichtrotz, Klassentrotz. Auch da
gilt: „Werdet nicht der Menschen Knechte!“
Wo und wie aber auch menschlicher Herrschgeist sich unter
Kindern Gottes entfaltet, überall und immer zeitigt er die gleichen Früchte,
nämlich Ungeduld, Unbarmherzigkeit, Ungerechtigkeit, infolgedessen ist sein
Gesamtergebnis geistliche Unfruchtbarkeit. Wie der menschliche Herrschgeist in
der Gemeinde wirkt, habe ich einmal aus dem Munde eines geistgesalbten Führers
gehört, der sich selber seines früheren harten Herrscherregimentes anklagte.
Seine Stimme bebte vor bitterer Reue, als er erklärte: „Mein größter Fehler war
die Ungeduld. Ich konnte weder auf die Einzelnen noch auf die Gemeinde warten.
Ich wollte vorwärts. Ich wollte zum geistlichen Ziele hin. Aber ich bediente
mich dabei fleischlicher Mittel, und wußte es nicht. Wenn jemand von meinen
Leuten sein Ich nicht so schnell und so gründlich in den Tod geben wollte, wie
ich es wünschte und selber glaubte getan zu haben, so schlug ich ihn tot. Ja,
ich habe auch einige unbarmherzig tot getreten. Nun war ihr Ich ertötet, aber
keine Spur von Christi Leben entwuchs diesem Tod. Was der Geist hatte tun
wollen, hatte meine Herrscherfaust getan, aber zum fruchtlosen Verderben.“
Welche in erschütterndes, lehrreiches Bekenntnis! Möge es allen Seelsorgern zur
Warnung dienen, gleichwie es auch mir gedient hat. Dieselbe Unfruchtbarkeit
wirkt derselbe Herrschgeist in der Familie. Wie manches Ehepaar hat mir
schmerzlich erklärt: „Keines unserer Kinder ist bekehrt. Aber wir sind selber
daran schuld. Wir sind zu streng gewesen. Wir glaubten in gewissen Jahren die
Bekehrung erzwingen zu müssen, und damit hatten wir alles verdorben. Wir
wollten eben selber machen, was allein Gott wirken kann. Nun können wir nur
noch beten, der Herr möge unsere Torheit wieder gut machen.“ Müssen nicht auch
Frauen in Bezug auf ihre Männer dasselbe bekennen, und umgekehrt Männer in
Bezug auf ihre Frauen?
So hat also die Menschenknechtschaft vielerlei Formen, aber
immer die gleiche geisttötende Wirkung. Stets entspringt der Herrschsinn dem
Eigensinn, sei es in guter oder böser Absicht. Und stets entspricht auch der
Sklavensinn irgend einem törichten Eigensinn; denn Christi Sinn macht weder
selbstbewußte Gebieter noch an Menschen verkaufte Sklaven.
Wie aber entfliehen wir sowohl dem Verderben der Herrschsucht
als auch dem der Knechtschaft?
Nicht dadurch, daß wir es aufgeben, auf Menschen zu wirken,
und auch nicht dadurch, daß wir es vermeiden, Menschen auf uns wirken zu
lassen. Sondern allein dadurch, daß wir Menschen in Christus werden, die mehr
und mehr allein von Ihm beherrscht, auch mehr und mehr allein Ihm dienen, und
zwar gerade mitten unter den Menschen. In Ihm sind wir erwählt, in Ihm allein
werden wir was wir werden sollen für uns und für die Menschen. Lernen wir es
also, inmitten der Menschen nach oben leben!
Das ist befreiende Glaubensarbeit. Das ist bindende
Gebetsarbeit. Das ist Einsamkeit im Gedränge. Das ist Festigkeit bei aller
Beweglichkeit, Selbsthingabe und Selbstgewinnung in einem. Von Jesus uns
beherrschen lassen, macht uns zu Herrschern unter den Menschen ohne
Herrschsucht und ist die einzige Sicherheit gegen jede Beherrschung durch
Menschen. Sekündliche Abhängigkeit von Ihm gibt eine staunenswerte
Unabhängigkeit von allen Staubgeborenen. Aus Ihm leben, zu Ihm hinleben, ist
die einzige Gewähr für die Erreichung unserer ewigen Bestimmung in persönlicher
Vollendung. Nach oben leben, erhebt uns über die Menschen und macht uns doch
nicht hochmütig. Nach oben leben, löst uns von den Menschen und trennt uns doch
nicht von ihnen. Nach oben leben, entrückt uns allem Jammer der Erde und macht
uns doch nicht mitleidslos. Nach oben leben, bringt uns völlige Geduld und läßt
uns doch keine Sekunde versäumen. Nach oben leben, nimmt uns alle Sorgen und
hält uns doch in der einen Sorge, der Verbindung nach oben, nämlich das Leben
in Christus nicht zu verlieren. Nach oben leben, das heißt, getreu unserer
himmlischen Erwählung und Berufung das Gotteswunder unserer
menschlich-persönlichen Ureinzigkeit erleben, die ureinzige Arbeit bringt auf
Erden und ureinzige Herrlichkeit bringen wird im Himmel.
Ureinzige Arbeit auf Erden – das leitet uns hinüber zum
Zweiten, das wir betrachten wollen. Denn wir müssen uns nicht nur hüten, der
Menschen Knechte zu werden, damit wir unser göttliches Selbst nicht verlieren
und unserer ewigen himmlischen Erwählung und Berufung nicht untreu werden,
sondern wir dürfen auch nicht Knechte der Menschen werden, weil wir sonst nicht
Christi Knechte auf Erden zu sein vermögen.
Nicht nur die Erhaltung unseres Persönlichkeitswertes, der
sich mit dem Werte unserer Seele deckt, nötigt uns zur Befreiung aus der
Menschenherrschaft, sondern praktisch sind wir ganz besonders zur Abweisung der
Menschenknechtschaft genötigt, weil wir sonst nicht Freiheit erlangen und
behalten, Christi Knechte zu werden und zu bleiben. Unsere himmlische Erwählung
und Berufung wird in irdischer Arbeit, nämlich im Dienst für den Herrn
festgemacht. Befreiung von der Menschenknechtschaft soll uns praktische Freiheit
zum und im Dienste Christi bringen. Ein Menschenknecht kann kein Knecht Christi
sein. Das ist das Entscheidende. Viele versuchen es, den Menschen und dem Herrn
zu dienen, aber sie können es nicht vollbringen. Der Gegensatz bleibt und
zwingt uns zum Entweder-Oder. Aber wunderbar! -: Je ungeteilter wir Christi
Knechte werden, desto ungeschmälerter kommt unser Knechtsdienst für den Herrn
den Menschen zugute. Also müssen wir auch um der Menschen willen, nämlich um
ihnen wirklich dienen zu können, aufhören, der Menschen Knechte und Diener zu
sein. Das laßt uns verstehen lernen.
Schauen wir Jesus an, wie Er in allem, was Er tat, doch nur
Gott allein diente. Denn wäre der Sohn Gottes ein Menschendiener gewesen, so
wäre Er ein Sündendiener gewesen (Gal. 2,17). Das sei ferne! Nur weil Sein
Dienst vollkommener Gottesdienst war, konnte er den Menschen völlige Erlösung
bringen. Wie unvergleichlich hat sich der Herr dienend den Menschen geneigt;
aber Er hat dabei nur das Werk getan, das der Vater Ihm aufgetragen hatte, daß
er es tun sollte. Alles geschah, damit die Schrift als die Offenbarung des
unverbrüchlichen Vaterwillens erfüllt würde und die Menschen glauben sollten an
Den, der den Sohn gesandt hatte. Wie sehr dabei Jesus jeden selbständigen
Eigenwillen ausschloß, haben wir einleitend ein wenig gesehen. Sein Tun wurde
nur göttlich bestimmt, nie menschlich. So sehen wir Den, den die Menschen mit
Recht „Herr“ nannten (Joh. 13,13), als aller Knecht und Diener (Matth. 23,11),
und er war doch ganz allein Gottes auserwählter Knecht. Wie aber waren die
Pharisäer, die alles durch sich selbst und vor Menschen taten, und sich dabei
rühmten: „Wir sind nie jemandes Knecht gewesen!“ (Joh. 8,33) richtige Ich- und
Menschenknechte!
Und schauen wir Paulus an. Gleichwie die anderen Apostel
bezeichnet er sich grundsätzlich als „Knecht“, eigentlich Sklave, Jesu Christi.
Die Apostel hätten sich ja auch „Freunde“ Jesu Christi nennen können; denn der
Herr hat einmal zu ihnen gesagt: „Ich sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seid;
denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, daß
ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich
euch kundgetan. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“
(Joh. 15,14). Und sie hätten sich auch „Brüder“ Jesu Christi nennen können;
denn der Auferstandene trug der Maria auf: „Gehe hin zu meinen Brüdern…“ (Joh.
20,17). Aber nein, sie nannten sich grundsätzlich Knechte Jesu Christi. Warum
wohl? Nun ich denke, um ihre bedingungslose Abhängigkeit von ihrem Herrn und
ihre ebenso bedingungslose Unabhängigkeit von den Menschen zum Ausdruck zu
bringen. So gab es für sie keinen höheren Dienst- und zugleich Freiheitsgrad,
als eben den „Knechte Jesu Christi“. Das hat Paulus, der „geringste unter den
Aposteln“ (1. Kor. 15,9), ganz besonders bezeugt. Keiner hat seine sklavische
Abhängigkeit von Jesus so betont wie er. Von und durch Jesus Christus wußte er
Apostelamt, Offenbarungen, Evangelium, Weisheit und Predigt, also allen Dienst,
in dem er seinem Herrn ein Sklave geworden war. Aber eben deswegen wußte er
sich auch in der Gebundenheit an seinen Herrn frei allen Menschen gegenüber.
„Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zu Dienst?“ fragt er die unverständig
gewordenen Galater. „Oder gedenke ich, Menschen gefällig zu sein? Wenn ich den
Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht“ (Gal. 1,10).
Deutlicher kann man seine Freiheit in Christus nicht zum Ausdruck bringen. Und
wunderbar! Derselbe Mann, der solche Sprache führt, schreibt den in sich selbst
verengten Korinthern: “Denn wiewohl ich frei bin von jedermann, habe ich mich
doch zu jedermanns Knecht gemacht, auf daß ich ihrer viel gewinne“ (1. Kor.
9,19). Und dann führt er auf, wie er allen alles geworden, auf daß er auf alle
Weise etliche errette (Verse 20-23). So hat der große Apostel, um den Menschen
recht zu dienen, aufgehört, ihr Knecht zu sein, und um Christus recht zu
dienen, ist er aller Knecht geworden. Wie treulich hat Paulus seinen Meister
verstanden!
Von hier ging auch Luther aus, als er im Jahre 1520 an den
Anfang seiner Schrift: „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ die zwei
Beschlüsse setzte: „Ein Christenmensch (Knecht Christi) ist ein freier Herr
über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch (Knecht Christi) ist
ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Wie haben wir doch
diese apostolische und reformatorische Begründung des Gesetzes der vollkommenen
Freiheit und vollkommenen Dienstbarkeit so schmählich vergessen! Und wie haben
wir es, angesichts der verführerischen Zeitideen und falschen
Freiheitsbestrebungen, die auch die Gläubigen erfassen, so hochnötig, neu in
dieser allein heilsamen, christlichen vollkommenen Freiheit und vollkommenen
Dienstbarkeit zu stehen und zu bestehen! Werden wir ganze Knechte Christi, wie
Paulus, wie Luther, und wir werden ganz freie Herren und ganz frohe Diener!
Nichts hilft uns, der Gemeinde und der Welt, als dieses!
Aber der größte Feind dieser gottseligen freien Dienstbarkeit
ist und bleibt eben die betrügerische, ichselige Versklavung an uns selbst;
denn sie führt allezeit auch zur unseligen Versklavung an die Menschen. Heute
wollen Millionen nicht mehr der Menschen Knechte sein, aber dieselben Millionen
wollen auch nicht Christi Knechte werden, sondern selbstherrlich leben, und
gerade deshalb bleiben sie der Menschen Knechte. Denn wer selber Herr sein
will, braucht die Menschen immer irgendwie als Knechte, und eben dadurch begibt
er sich in die Abhängigkeit von Menschen, die ihm dann selber zur Knechtschaft
wird, weil er die Menschen zur Aufrechterhaltung seiner Herrschaft nötig hat,
und weil diese wiederum selber Herren sein wollen. Nur einer und eines kann
diese fluchvolle gegenseitige Versklavung auflösen und beenden: Christus unser
einziger Herr, wir einzig Seine Knechte allein! Alle Menschen aber freie
Diener.
Dann tun wir je länger desto mehr alles, was wir Menschen
dienend tun, nicht mehr um unseretwillen, auch nicht um der Menschen willen,
sondern tatsächlich um Christi willen.
Tun wir, was wir tun, um unseretwillen, das heißt im
Eigenwillen zum Eigennutz, so beanspruchen und erwarten wir selbstsüchtigen
Menschen gerade dann umsomehr Anerkennung, Ansehen, Dank und Lohn. Und die
geriebenste Selbstsucht ist dabei die scheinbar selbstlose Selbstsucht, die zu
vornehm ist, um den gewünschten Lohn von Menschen zu erwarten und zu empfangen,
sondern sich selbst mit dem Bewußtsein der Uneigennützigkeit belohnt und
bewertet. Der Mensch kommt eben niemals durch sich selbst von sich selbst los;
er bleibt ein Knecht seiner selbst, bis er Christi Knecht geworden ist.
Und tun wir andererseits, was wir tun, um der Menschen willen,
so werden wir Sklaven ihres und unseres Ansehens, ihrer und unserer
Artverschiedenheit, Begierden, Launen, Einfälle, Ausfälle, Vorliebe und
Ablehnung, Vorzüglichkeit und Abscheulichkeit, Schmeichelei und Dreistigkeit,
Dünkelhaftigkeit und Erbärmlichkeit. O welch bunte Menschenknechtschaft! Bis
wir, je besser wie die Menschen mit biblisch geöffneten Augen kennen lernen,
einsehen, daß sie um ihrer selbst willen durchaus nicht liebenswürdig sind, und
sie einsehen, daß wir es auch nicht sind. Diese biblische Einsicht leitet uns
hin zum Ende aller fleischlichen Menschenliebe und alles fleischlichen
Menschenhasses. Endlich bleibt uns nur noch eine Stellung den Menschen
gegenüber übrig, nämlich die in Christus, und nur noch ein Dienst, nämlich der
um Christi willen.
Fortan ziehen und schrecken uns die Menschen nicht mehr
besonders. Wir suchen und fliehen sie nicht eigentlich mehr. Wir verehren und
verachten sie nicht mehr wie früher. Wir gebrauchen sie weniger und lassen uns
weniger gebrauchen. Aber gerade so vermögen wir, frei von ihrer und unserer
Willkür, frei von knechtender Zuneigung oder Abneigung, frei von knechtender
Ehr- und Habsucht, ihnen in steter Unwillkürlichkeit des Geistes zu dienen und
allen alles zu werden, ohne uns an sie zu verlieren und sie an uns zu binden;
denn wir sind teuer erkaufte Knechte Christi, und sie sind Sein Erbgut, und wir
wollen nur werden Gehilfen ihrer Freude an Ihm. Und wie wird uns dann jede
einzelne Menschenseele um Christi willen so lieb und teuer! Mag ein Mensch
seiner fleischlichen Art und Erscheinung nach noch so abstoßend auf unser
Fleisch wirken, wir können ihn doch lieben. Denn wir lieben ihn ja nicht mit
unserer eigenen Liebe und Liebesfähigkeit, sondern mit der Liebe Christi, ja
mit dem Herzen Christi, dem unser Herz gehört. Wir brauchen nur im Geiste zu
erwägen, daß Gott auch um dieses Menschen willen Seines eigenen Sohnes nicht
verschont, sondern Ihn für ihn hingegeben hat zur Versöhnung und Erlösung, und
der unangenehmste Mensch wird uns annehmbar; denn, siehe, Gott liebt, Christus
liebt ihn! Wir können dem Menschen, der für Christus bestimmt ist, mit dem, was
in Christus für ihn bestimmt ist, nämlich mit Christi Liebe, in herzlichem
Erbarmen und in großer Geduld dienen, für ihn glauben, beten und hoffen, auch
durch und für ihn leiden. Und das alles umso williger, wenn ein Mensch bereits
im Glauben steht und selber Christi Knecht ist. Wieviele Mängel er auch noch
haben mag, wir kennen ihn nicht mehr nach dem Fleische (2. Kor. 5,16), so daß
unser Fleisch sich an seinem Fleische ärgern müßte, wie es in Hochmut, Neid,
Haß so oft geschieht. Sondern wir begegnen ihm helfend, wartend im Geiste, und
achten ihn höher als uns selbst (Phil. 2,3); denn wer bin ich, daß ich einen
fremden Knecht richte? Er steht und fällt seinem eigenen Herrn, und sein Herr
ist Christus (Röm. 14,4). Auch legen wir niemandem ein knechtisches Joch auf,
noch lassen wir uns selbst in ein solches Joch fangen (Gal. 5,1), sondern
kennen nur das sanfte Joch Christi. Und so erleben wir das Wunderbare, nämlich:
Nichts kann uns zu Menschenknechten machen, wenn wir wirklich Knechte Christi
und um Seinetwillen aller Diener sind!
Dann kommt es auch nicht mehr darauf an, in welcher äußeren
gesellschaftlichen Lage wir uns befinden. Knechte Christi sind überall Herren
und überall Knechte. Der Ich- und Menschenknecht erwartet sein Heil beinahe
durchweg von einem Wechsel seiner äußeren persönlichen und wirtschaftlichen
Lebensverhältnisse. Mehr äußerer Besitz und mehr äußere Macht scheint ihm
gleichbedeutend mit mehr Freiheit; denn auch die Freiheit kennt er nur als
äußerliche Ichfreiheit, nämlich Freiheit, zu tun, was man selber will. Natürlich
bleibt er in Knecht seiner selbst und der Menschen in allen Lebenslagen. Wie
anders der wahre Knecht Christi! Er ist immer frei, weil nur Einer überall sein
Herr ist, Christus, dem allein er gehorcht. Und wäre er unter erdrückendster
menschlicher Gewalt und in beengendster äußerer Lage, er hätte es doch immer
nur einem Herrn zu tun, der ihn nimmer drückt und beengt, Christus. Fasse es,
wer es kann! Wie sein Herr einst vor Pilatus zeugte: „Du hättest keine Macht
über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben“ (Joh. 19,11), so
darf auch der Knecht Christi zeugen vor jeder ungerechten Gewalt. Er bleibt
doch nur an Christus gebunden, und bänden sie ihn mit den dicksten Stricken.
Dem Ichknecht scheint das lächerliche Scheinfreiheit, dem Knecht Christi wird
es beseligende Loslösung von jeder Scheinfreiheit. Nie war Stephanus freier,
als im Sterben unter der Juden Gewalt. – Aber andererseits bleibt der Knecht
Christi immer ein Knecht; denn eben um Christi willen bleibt er in jeder
Lebenslage aller Diener. Besitzt er in der Freiheit Christi Geld, so besitzt er
es als Knecht Christi zum Dienen. Sonstige Güter, Gaben, Macht, Einfluß,
Ansehen, ebenso. Alles ist fein, er aber ist mit allem Christi Knecht, Diener
und Haushalter (1. Kor. 3,22.23; 4,1.2). Hat er Überfluß, so diene sein
Überfluß dem Mangel dem Herrn (Mark. 12,43.44). Nie werden die Menschen die
sogenannte „soziale Frage“ lösen und eine gerechte Wirtschaftsweise
herbeiführen können, die Menschenherrschaft und Menschenknechtschaft ausschließt;
denn sie sind weit überwiegend Ichknechte, und nur der wiederkommende Christus
wird Gerechtigkeit schaffen. Aber die Knechte Christi haben es im Dienen um
Christi willen zu beweisen, daß sie den Weg zur Gerechtigkeit kennen, wenn sei
auch jetzt nicht Gerechtigkeit schaffen können. Versagen die Knechte Christi in
diesem Dienst, so sind sie eben keine treuen Knechte ihres Herrn. Was ihnen an
Dienstfähigkeit fehlt, wird ihnen auch an Herrscherfähigkeit fehlen; sie
gleichen dann nur den weltlichen Ichknechten.
Den aber im eigentlichen äußeren Knechtsstande dienenden
Gläubigen schreibt Paulus noch einen besonderen Freibrief. Er schreibt ihnen
Epheser 6,7: “Lasset euch dünken, daß ihr dem Herrn dienet, und nicht den
Menschen!“ Sie könnten sich ja zuallermeist für Menschenknechte halten, aber da
belehrt er: Haltet euch für Christi Knechte, und euer Jammer und Trotz hören
auf! Seht nicht auf die ungerechten Menschen als auf euere Dienstherren, seht
auf euren vollkommen gerechten Dienstherrn im Himmel! Den Menschen könnt ihr
nur mit Schmeichelei oder Groll für vergänglichen Lohn dienen, eurem göttlichen
Herrn aber, der euch mit Seiner Gnade dient, vermögt ihr mit Freuden zu dienen!
(Kol. 3,22-25.) Und habt ihr gläubige Herren so wisset: sie sind auch nur
Knechte Christi, gleichwie ihr, und, ihr, obgleich ihr Knechte der Menschen
seid, seid freie im Herrn, gleichwie sie! (1. Kor. 7,22.) – Und ich möchte
hinzufügen: Verstehet, daß der Apostel damals an wirkliche Sklaven schrieb,
solche seid Ihr nicht. Darum dienet Eurem Herrn ohne Kummer in Eurem jetzigen
Stande. Er kann Euch aber auch den Weg in äußerlich höhere Stellungen bahnen
(Vers 21). Jedenfalls: Werdet nicht der Menschen Knechte! (Vers 23.) Seid aber
untertan allermenschlichen Ordnung um des Herrn willen (1. Petr. 2,13; Röm.
13,1-8; Matth. 17,24-27).
Wie oft hört man den Vorwurf, das Christentum erziehe zur
verdummenden knechtsseligen Kriecherei vor Menschen. Das ist jedoch nur da
wahr, wo es zu herrschsüchtigen Zwecken mißbraucht wird. In Wirklichkeit ist
das Evangelium das einzige Mittel, durch das wir jede menschliche Fessel los
werden. Es gibt uns unsere höchste Würde wieder. Es entreißt uns aller
erniedrigenden Menschenherrschaft, und bindet uns allein an Gott. Es ist der
immer neue göttliche Einspruch gegen jede menschliche Überhebung in anmaßender
Selbstherrlichkeit. Aber es ist auch der immer neue göttliche Einspruch gegen
jede versklavende Erniedrigung des Menschen durch Menschen zur schmachvollen
Verkrüppelung unseres Selbst. So ist es die einzige Kraft, die uns wirklich
sicher zwischen Despotismus (Willkürherrschaft) und Servilismus (Kriecherei)
durchbringt. Aber mehr als das! Es stellt Gottes Bild wieder in uns her, indem
es uns christusförmig und zu wirklichen Herren der Erde und zu Erben des
Himmels macht. Es macht aus Freien Knechte und aus Knechten Freie, und aus
beiden Diener Christi, Diener Gottes. Und so ist es die einzige Macht, die uns
wahrhaft frei, wahrhaft froh und wahrhaft glücklich zu machen vermag; denn es
ist die einzige Macht, die uns, gemäß unserer ewigen göttlichen Erwählung und
Berufung, unserer ureigenen Bestimmung entgegenführt, nämlich für Gott da zu
sein. Übereinstimmung aber mit unserer Bestimmung ist allein Glückseligkeit:
Gottseligkeit!
Darum: „Werdet weder der Menschen Herren noch Knechte! Werdet
aber in Wahrheit Knechte des Allerhöchsten als Knechte Jesu Christi!
Quellen:
Sämtliche Texte sind der
Glaubensstimme entnommen. Hier sind zumeist auch die
Quellangaben zu finden.
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unterstützen. Die Landeskirchliche Gemeinschaft „Schlossplatz 9 in
Schwetzingen ist eine evangelische Gemeinde und gehört zum Südwestdeutschen
Gemeinschaftsverband e. V. (SGV) mit Sitz in Neustadt/Weinstraße. Der SGV ist
ein freies Werk innerhalb der Evangelischen Landeskirche. Ich gehöre dieser
Gemeinschaft nicht selber an, und es gibt auch keinen Zusammenhang zwischen der
Gemeinde und der Glaubensstimme, doch weiß ich mich ihr im selben Glauben
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Mannheimer Str. 76,
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